Sie fühlen sich nicht mehr sicher: Fünf Jahre nach Hanau erzählen migrantische Menschen, wie dieser Tag sie prägt und wie sie auf Deutschland blicken.
Neun Menschen wurden vor fünf Jahren in Hanau aus rassistischen Motiven ermordet. Dieser Anschlag hat eine gesellschaftliche Debatte über Rassismus ausgelöst, über staatliche Verantwortung und die Sicherheit von Menschen mit Migrationsgeschichte. Wir haben mit fünf Menschen gesprochen, die von Rassismus betroffen sind: Was bedeutet ihnen dieser Jahrestag? Wie zugehörig fühlen sie sich in einem Land, in dem der politische Diskurs spürbar nach rechts gerückt ist? Wie blicken sie auf die Bundestagswahl und ihre Zukunft in diesem Land?
Was sie alle vereint: Sie fühlen sich nicht mehr sicher in Deutschland.
Yasmin Künze sagt, für sie sei Hanau ein Moment gewesen, der alles veränderte – ihr sei klar geworden, dass es auch sie hätte treffen können. "Das hat was mit mir gemacht, körperlich, psychisch, emotional." Allein habe sie sich damit aber nicht gefühlt: "Dann zu merken, dass ganz viele Leute um einen herum, das eigene soziale Milieu, eine ähnliche Reaktion haben, und dass da Bewegung reinkommt und man da Teil von sein kann – das war wichtig."
"Die Zeiten sind dunkel in Deutschland", sagt Günseli Yilmaz. Auch ihr Sicherheitsgefühl habe sich in den vergangenen Jahren drastisch verschlechtert. "Wir haben mittlerweile in deutschen Parteien Stimmen, die Remigration fordern, Stimmen, die uns unsere doppelte Staatsbürgerschaft aberkennen wollen, Stimmen, die uns abschieben wollen in vermeintliche Heimatländer."
Der politische Diskurs in Deutschland hat sich nach rechts verschoben, fast alle Parteien im Bundestag fordern mittlerweile eine härtere Migrations- und Asylpolitik. Und das, so sind sich die fünf Betroffenen einig, erzeuge ein beklemmendes und bedrohliches Gefühl für viele Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte.
Sarah Brooks, aufgewachsen in Hanau, beschreibt, dass sie sich zunehmend unsicher fühlt. "Ich werde immer häufiger damit konfrontiert, dass die Politik vielleicht gar nicht will, dass ich Teil dieser Gesellschaft bin – oder nur, wenn ich eine bestimmte Leistung erbringe."
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