this post was submitted on 23 Oct 2025
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founded 1 year ago
MODERATORS
 

Dürfen Arbeitgeber eine Bewerberin ablehnen, weil sie konfessionslos ist? Oder ist das Diskriminierung? Darüber hat heute das Bundesverfassungsgericht entschieden.

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[–] Verdorrterpunkt@feddit.org 33 points 4 days ago* (last edited 4 days ago) (18 children)

Also dürfen Atheisten Christen ablehnen, oder?

[–] mech@feddit.org 31 points 4 days ago (1 children)

Natürlich nicht! Atheistische Arbeitgeber müssen sich an das allgemeine Arbeitsrecht halten, kirchliche Arbeitgeber haben ein eigenes.
Aus...Gründen.

[–] squaresinger@lemmy.world 5 points 3 days ago* (last edited 3 days ago) (2 children)

Wenn die Atheisten eine atheistische Kirche gründen, dann dürfen sie auch.

Religionsfreiheit und die dazugehörigen Ausnahmen sind nicht an den Glauben an einen Gott gebunden. Weltanschauungen zählen auch dazu, und Atheismus (im Gegensatz zum Agnostizismus) ist definitiv eine Weltanschauung.

(Den Unterschied zwischen Agnostizismus und Atheismus, den ich hier ziehe, ist, dass Agnostizismus kein Glaube ist, alla, "mir ist wurscht ob Gott existiert, ich kann weder beweisen noch wiederlegen ist mir aber auch egal", während Atheismus der Glaube daran ist, dass kein Gott existiert obwohl man natürlich die Nicht-Existenz eines Gottes genausowenig beweisen kann wie seine Existenz.)

[–] mech@feddit.org 4 points 3 days ago (2 children)

Haben Muslime und Buddhisten in Deutschland ein eigenes Arbeitsrecht?
Ich glaube nicht.

[–] toe@feddit.org 2 points 3 days ago (2 children)

Ich nehme an, wenn Islamic Relief Deutschland für ein von Ihnen unterhaltenes Muslimische SeelsorgeTelefon eine Stelle auschreibt und hierfür entsprechend ausgebildete Muslime sucht, wäre das Urteil bei einer Klage von abgelehnten Atheisten oder Christen und gleicher Begründung, auch in gleicherweise ausgefallen.

[–] mech@feddit.org 3 points 3 days ago

Das glaube ich nicht. Erstens, weil es keine rechtlich geregelte muslimische Religionszugehörigkeit in Deutschland gibt, bei den Kirchen deine Zugehörigkeit aber offiziell vermerkt ist.
Zweitens, weil nur die Kirchen Mitarbeiter nach einem separaten Arbeitsrecht einstellen dürfen.
Und drittens weil Richter in der Regel eher konservativ und christlich sind.

[–] pantherina@feddit.org 1 points 3 days ago (1 children)

Das hat aber damit nichts zu tun. Man könnte jemanden ablehnen weil mensch keine wissenstechnischen Voraussetzungen hat, egal welcher Religion sie angehören.

[–] squaresinger@lemmy.world 1 points 3 days ago* (last edited 3 days ago) (1 children)

Das wäre in diesem Fall auch so gegangen. Hätte man die Bewerberin ohne Angabe von Gründen oder mit einer anderen Begründung abgelehnt, hätte es keine Grundlage für eine Klage gegeben. Allerdings hat die Diakonie die Religionszugehörigkeit in die Stellenausschreibung geschrieben und damit eine Basis für die Klage geschaffen.

Das Gleiche gilt bei allen Antidiskriminierungsmaßnahmen im Zuge von Bewerbungen. Es steht einem potentiellen Arbeitgeber frei, alle Bewerber aus beliebigen Gründen abzulehnen, es gibt aber eben ein paar Gründe, die man weder in die Stellenausschreibung schreiben oder dem Kandidaten nennen darf.

Deswegen kriegt man diesbezüglich ja auch kein Feedback mehr wenn man abgelehnt wurde. Gibt der Arbeitgeber keinen Grund an, dann kann man ihm nichts tun.

[–] mech@feddit.org 1 points 3 days ago (1 children)

Es steht einem potentiellen Arbeitgeber frei, alle Bewerber aus beliebigen Gründen abzulehnen, es gibt aber eben ein paar Gründe, die man weder in die Stellenausschreibung schreiben oder dem Kandidaten nennen darf.

Einen Kandidaten z.B. wegen Hautfarbe abzulehnen ist immer illegal, auch wenn es nirgendwo aufgeschrieben oder kommuniziert wurde. Es ist dann nur nicht nachweisbar dass es illegal war.

[–] squaresinger@lemmy.world 1 points 3 days ago (1 children)

Das ist eben genau der Punkt: Etwas, was nicht nachweisbar ist, ist funktional nicht illegal. Ist es nicht nachweisbar, kann man dafür nicht bestraft werden, egal was das Gesetz dazu sich wünschen täte.

[–] mech@feddit.org 1 points 3 days ago (1 children)

"Funktional nicht illegal" gibt es nicht. Und es gibt verschiedene Möglichkeiten wie ein Arbeitgeber, der grundsätzlich bestimmte Gruppen ausschließt, überführt werden kann.
Z.B. wenn jemand mit dunkler Hautfarbe klagt, nachdem ein schlechter qualifizierter hellhäutiger Bekannter eingestellt wurde.

[–] squaresinger@lemmy.world 2 points 3 days ago

Dann war der Hellhäutige einfach sympathischer. Der mit der dunklen Hautfarbe hat im Gespräch mit dem Team nicht überzeugt.

Sowas passiert unabhängig von der Hautfarbe auch andauernd. Wir haben letztens als Firma auch zwei Kandidaten für eine Position gehabt und im Endeffekt den am Papier weniger Qualifizierten genommen (obwohl der aus Osteuropa kommt und kein Deutsch spricht im Gegensatz zu dem am Papier besser Qualifizierten, der von hier war), und zwar deswegen, weil der am Papier besser Qualifizierte einfach echt unsympathisch war und der den wir genommen haben super ins Team passt.

Solange solche "soften" Merkmale zur Kandidatenwahl erlaubt sind, solange gibt es kein rechtlich wirksames Verbot gegen Diskriminierung beim Bewerbungsprozess sondern nur ein Verbot offen zuzugeben dass man diskriminiert.

Was das Gesetz will und was das Gesetz tut sind zwei unterschiedliche Dinge, und verurteilt wird danach, was im Gesetz steht und danach was vor Gericht bewiesen werden kann.

[–] squaresinger@lemmy.world 1 points 3 days ago (1 children)

Das Urteil gilt religionsunabhängig. Auf Basis dieses Urteils kann auch eine entsprechende Islamische Organisation Bewerber ablehnen.

[–] mech@feddit.org 2 points 3 days ago (1 children)

Es geht in dem Urteil um kirchliche Arbeitgeber. Buddhisten und Muslime haben keine im deutschen Recht verankerten "Kirchen".

[–] squaresinger@lemmy.world 2 points 3 days ago

Laut Wikipedia gibt es (Stand 2011) 159 Moscheen in Deutschland. Diese gehören zu verschiedenen islamischen Organisationen (z.B. Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion oder Ahmadiyya). Rechtlich sind die das Gleiche wie Kirchen (Gebäude) und Kirchen (Religionsgemeinschaften) respektive.

Ebenfalls laut Wikipedia gibt es aktuell rund 600 Buddhistische Gruppen in Deutschland. Auch diese haben Orte, wo sie sich treffen, sowie eine religiöse Dachorganisation (Deutsche Buddhistische Union) und verschiedene Unterorganisationen.

Und ja, das Urteil gilt auch für diese Organisationen und diese Organisationen können jetzt genauso auf eine Religionszugehörigkeit für ihre Angestellten pochen.

[–] t_berium@lemmy.world 2 points 3 days ago (1 children)

Wie nennt man eigentlich Leute, die nicht an die Zahnfee glauben? Dafür gibt es genausowenig einen Begriff, wie es einen für Atheisten geben sollte. Demzufolge ist Atheismus eben kein Glaube. Wenn die Idioten nicht ständig Götter erfinden würden, müssten Atheisten sie nicht ständig leugnen.

[–] squaresinger@lemmy.world 1 points 3 days ago* (last edited 3 days ago) (1 children)

Kannst du die Existenz einer Zahnfee wirklich mit vollständiger Sicherheit ausschließen? Ich bin mir recht sicher, dass sie nicht existiert, aber frei nach Karl Popper kann ich die Existenz einer Zahnfee nicht dadurch ausschließen, dass sie noch niemand gesehen hat. Genauso wenig kann ich ihre Existenz als gegeben sehen, weil sie eben noch niemand gesehen hat.

Etwas als fixe Wahrheit zu sehen, obwohl es keine Beweise dafür gibt (sei es jetzt die Existenz oder Nicht-Existenz eines Gottes) ist Religion, nicht Wissenschaft.

Es steht dir völlig frei mit all deiner Macht zu glauben, dass Gott nicht existiert. Genauso wie es einem z.B. Katholiken völlig frei steht mit all seiner Macht zu glauben, dass Gott existiert.

Für beide Seiten gibt es genau gleich viele Beweise.

Und beim Atheismus eben per Definition. Ein Gott, der sich nicht zeigt und der nicht eingreift, ist aus unserem Sichtpunkt identisch zu keinem Gott. Wenn es also eine Definition von Gott gibt, die sich identisch verhält zu der Inexistenz eines Gottes, dann gibt es keine Möglichkeit zu beweisen, dass es keinen Gott gibt.

Womit wir bei der agnostischen Position ankommen: "Es ist mir egal ob es einen Gott gibt, weil es für mich keinen Unterschied macht, ob es einen gibt oder nicht."

[–] t_berium@lemmy.world 1 points 3 days ago (1 children)

Ich sehe das so: Grundsätzlich sind wir alle Agnostiker, selbst Religiöse Menschen, weil man das, wie Du schön beschrieben hast, eben nicht wissen kann. Die Existenz irgendeiner Gottheit beruht auf einer Behauptung. Und selbst als Agnostiker ist die Wahrscheinlichkeit der Existenz nicht dieselbe, wie die Nicht-Existenz einer Gottheit. Wenn ich behaupte, im Orbit des Jupiters befindet sich ein Teekessel, können wir beide das (mit unseren Mitteln) nicht wissen. Das macht die Existenz des Teekessels allerdings nicht ebenso wahrscheinlich, wie dessen Nicht-Existenz.

[–] squaresinger@lemmy.world 1 points 3 days ago* (last edited 3 days ago)

Agnostik ist die einzige Position, die sich wirklich wissenschaftlich-rational untermauern lässt.

Der Rest ist eben Glaube. Glaube ist auch voll ok, jeder von uns glaubt alle möglichen Dinge (jetzt auch abseits von Religion) und richtet teils sogar sein Leben danach aus. Ich glaube, z.B., an eine tolerante Politik. Ich glaube, dass es allen Menschen besser geht, wenn man die Freiheit hat zu tun was man will, solange man damit Anderen nicht schadet. Wissen tu ich's nicht. Vielleicht ist eine Diktatur besser, ich hab keine soliden Beweise. Aber ich glaube eben an eine tolerante Politik und glaube, dass eine Diktatur nicht toll ist. Danach richte ich mein Leben aus.

Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ein gewisses Maß an Glaube zwingend notwendig ist, weil wenn ich nur nach Dingen handle, die ich mit vollständiger Sicherheit weiß, dann würde ich gar nichts tun können.

Deswegen steh ich in der Früh auf, im Glauben dass mich mein Arbeitgeber dafür bezahlen wird, steige in den Aufzug im Glauben, dass er mich sicher nach unten bringen wird, gehe in die Arbeit und so weiter.

Was mich eben stört ist, dass viele Leute denken, eine atheistische Position (alla "ich weiß das Gott nicht existiert") wäre wissenschaftlich-rational und ein unbestreitbares Faktum, und das stimmt einfach nicht.

Um auf dein Teekessel-Argument zu kommen: Klar, Wahrscheinlichkeiten sind ein Thema (allerdings ist es schwer eine Wahrscheinlichkeit von etwas abzuschätzen, was eine Sample Size von 1 hat, und wo wir das Sample nicht kennen), und es ist völlig valide zu sagen "Basierend auf den Informationen, die ich habe, ist es ziemlich unwahrscheinlich dass Gott existiert".

Aber man kann eben nicht basierend drauf behaupten, es wäre unmöglich dass Gott existiert.

Es ist auch ziemlich unwahrscheinlich, dass jemand 154x in Folge zwei Würfel würfelt, ohne dass die Augensumme 7 ergibt. (1 zu 1.56 Billionen um genau zu sein.) Das ist eine Wahrscheinlichkeit, die so extrem gering ist, dass man mit annähernd vollständiger Sicherheit sagen kann, dass das niemals nie passieren würde, nicht in der gesamten Geschichte der Menschheit. Und trotzdem ist es passiert.

Das soll jetzt nicht heißen, dass unwahrscheinliche Dinge wahrscheinlich sind, auf keinen Fall, nur eben dass eine Wahrscheinlichkeit nur so lange gilt, bis man weiß was wirklich passiert ist. Anders gesagt: Im Nachhinein hat die Wahrscheinlichkeit keine Bedeutung. Eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit ist keine Basis um etwas vollständig auszuschließen.

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