Profitgier der Konzerne und Machtgeilheit von Politikern.
DACH - Deutschsprachige Community für Deutschland, Österreich, Schweiz
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Funktionierende Demokratie™
Noch besser: Marktkonforme Demokratie!
Freie ~~Marktheitliche~~ Marktwirtschaftliche Grundordnung?
Sie funktioniert wie die Menschen sich darin verhalten. Wenn die Mehrheit dumme Parteien wählt dann ist das eben so. Und wenn die Mehrheit sagt "ne, eine Stimme für eine kleine Partei ist eine verlorene Stimme" um dann wieder dieselben dummen Parteien zu wählen... tja, Pech ne?
In der Tat. Menschen wählen in der Regel keine Dinge die das Leben für sie unangenehmer und / oder teurer macht - kann man doof finden, aber dann müsste man sich Gedanken machen in was für einem System man leben möchte.
ich füge da noch die Lethargie der Menschen hinzu - jener typische, menschliche Makel, nicht in der Lage zu sein, die eigenen Handlungen mit einem Effekt, der nicht unmittelbar mit der Handlung eintritt, in einen logischen Zusammenhang zu bringen.
Kernthema
Warum scheiterte die grüne Modernisierung der Ampelregierung trotz breiter Zustimmung zu Klimaschutz in der Bevölkerung?
Hauptthesen von Philipp Staab
1. Zentrale Diagnose: Von Selbstentfaltung zu Selbsterhaltung
These: Die Gesellschaft hat einen fundamentalen Wertewandel durchlaufen:
- Früher (70er-90er): Orientierung an Fortschritt, Selbstentfaltung, offener Zukunft
- Heute: Orientierung an Gegenwartsverlängerung, Verlustabwehr, Selbsterhaltung
Ursachen:
- 40 Jahre wachsendes ökologisches Bewusstsein
- Zunehmende soziale Ungleichheit
- Staat zieht sich zurück, verlagert Systemprobleme auf Individuen
- Menschen müssen mehr Reproduktionsprobleme selbst lösen
2. Drei erodierte Grundlagen liberaler Politik
a) Geschlossene, dunkle Zukunft
- Früher: Offene, helle Zukunft als Fortschrittsversprechen
- Heute: Zukunft durch Klimakrise bedrohlich; durch CO2-Budgets "geschlossen"
b) Problematisierte individuelle Freiheit
- Früher: Individuelle Freiheit als Leitstern
- Heute: Konsumfreiheit wird als Ursache für Klimawandel und Ungleichheit gesehen
c) System schützt Lebenswelten nicht mehr
- Früher: Staat hält Systemprobleme von privaten Lebenswelten fern
- Heute: System wirft Probleme "vor die Füße" der Bürger (Selbstvorsorge, Konsumanpassung)
3. Legitimationskrise: Habermas reloaded
Bezug zu Habermas (1973):
- Damals: Ökonomische Krisen eingehegt, kulturelle Kritik erwartet
- Realität: Kulturelle Kritik wurde absorbiert, ökonomische Krisen kehrten zurück
Heute:
- System und Lebenswelt fahren nicht mehr im "Tandem" in dieselbe Richtung
- Lebenswelt: defensiv, auf Bewahrung orientiert
- System: muss modernisieren, kann nicht anders
4. Projektion von Ängsten
Mechanismus: Klimaängste (90% beunruhigt) werden politisch nicht verarbeitet und deshalb umgeleitet auf:
- Migration ("Grenzkontrollen schaffen wir noch")
- Identitätspolitik (plötzlich "existenzielle" Bedrohung)
- Kulturkampfthemen (Schnitzelverbot, Veggie-Day)
5. Scheitern grüner Modernisierung
Paradox: Trotz moderater Versprechen (weiter Autofahren, nur mit E-Motor) massive Abwehr
Ursachen:
- Mangelndes Systemvertrauen
- "Traumatisierung" durch frühere Modernisierungen ("was gestern richtig war, ist heute falsch")
- Berührung normativer Lebensvorstellungen
- Glaubwürdigkeitsproblem: Grünes Wachstum wirkt "zu schön, um wahr zu sein"
6. Politische Konsequenzen
Neue politische Dynamik:
- Langfristige Modernisierungsprojekte ("Kathedralen") funktionieren nicht mehr
- Stattdessen: Taktik und Okkasionalismus (Gelegenheitsorientierung)
- Rechte beherrscht dieses Spiel besser
- Schnelle Volatilität, politische Kipppunkte
Handlungsempfehlungen:
- Politische Kipppunkte nutzen (Ahrtal, Pandemie als verpasste Chancen)
- Bei Machtgewinn schnell handeln
- Infrastrukturen setzen statt individuelle Verhaltensänderungen erwarten
Plausibilitätscheck
✅ Starke Argumente
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Empirische Untermauerung: Verweis auf soziologische Umfragen zu Klimaängsten vs. politischem Verhalten ist nachvollziehbar
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Paradoxon erklärt: Liefert schlüssige Erklärung für: "Warum scheitert moderate Klimapolitik trotz Klimabewusstsein?"
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Langfristperspektive: 40-jährige Entwicklung statt kurzfristige Ereigniserklärung ist methodisch solide
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Mechanismus der Projektion: Psychologisch plausibel, dass unbewältigte Ängste auf andere Felder verschoben werden
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Habermas-Aktualisierung: Intelligente Anwendung klassischer Theorie auf neue Situation
⚠️ Kritische Punkte
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Überverallgemeinerung?
- Sind wirklich ALLE Gesellschaftsbereiche so defensiv?
- Gibt es nicht auch progressive, zukunftsorientierte Milieus?
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Monokausalität Klimafrage
- Werden andere Faktoren (Digitalisierung, Globalisierung, Pandemie) ausreichend gewichtet?
- Ist die Klimafrage wirklich die "über allem thronende" Ursache?
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Projektionsthese schwer belegbar
- Wie weist man empirisch nach, dass Migrationsängste "eigentlich" Klimaängste sind?
- Könnte zirkulär sein: Alles wird auf Klimafrage zurückgeführt
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Normative Implikationen unklar
- "Politischer Okkasionalismus" klingt wie Opportunismus
- Wie unterscheidet sich das von autoritärer "Durchsetzungspolitik"?
- Demokratietheoretisch problematisch?
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Widerspruch im Handlungsvorschlag
- Diagnose: Menschen wollen keine Modernisierung
- Therapie: Schnell modernisieren bei Gelegenheiten
- Löst das nicht das Legitimationsproblem, das diagnostiziert wurde?
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Heizungsgesetz-Beispiel
- War der Widerstand wirklich "irrational"?
- Oder gab es berechtigte Sorgen (Kosten, Technologieoffenheit, Timing)?
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USA-Deutschland-Vergleich
- Sind die Gesellschaften vergleichbar genug?
- USA hatte Biden-Erfolge bei grüner Industriepolitik (IRA)
❓ Offene Fragen
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Wie erklärt die These Länder mit erfolgreicher Klimapolitik (Dänemark, Schweden)?
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Was ist mit jüngeren Generationen, die progressiver eingestellt scheinen?
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Kann "schnelles Handeln bei Kipppunkten" demokratisch legitimiert werden?
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Unterschätzt die Analyse materielle Interessen (fossile Industrien, Automobillobby)?
Fazit
Stärken: Staabs Analyse bietet eine originelle, theoretisch fundierte Erklärung für ein reales Paradoxon. Die Verbindung von Habermas' Krisentheorie mit aktuellen Phänomenen ist intellektuell anregend.
Schwächen: Die These neigt zu Überverallgemeinerung und erklärt möglicherweise zu viel mit einem Faktor. Die normativen Handlungsempfehlungen bleiben vage und werfen demokratietheoretische Fragen auf.
Gesamteinschätzung: Plausible Teildiagnose, aber vermutlich nicht die ganze Erklärung. Hilfreich für das Verständnis psychosozialer Dynamiken, sollte aber durch materielle und institutionelle Analysen ergänzt werden.
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Abschrift des Interviews mit Whisper, dann weiterverarbeitet mit LLM.
Also Kurz zusammengefasst: Staatsversagen.
Würde dem ganzen so ohne weiteres Zustimmen.
ich würde "Systemversagen" sagen, weil die Gesellschaft als Ganzes das so blöde gemacht hat. der Staat ist ja "nur" Ausdruck der (blöden) Gesellschaft.
Es ist eine Mischung aus beiden. Kapitalinteressen sind ja nicht die Interessen der Gesellschaft, aber manipulieren massivst die Gesellschaft und die Politik um die eigenen Interessen auf Kosten des Planeten durchzusetzen. Sowohl Gesellschaft als auch Politik haben sich nicht ausreichend wieder setzt und nun haben wir den Salat.
Von denen, die hier kommentiert haben, hat glaube ich keiner das angehört.
Die Klimawende kommt doch. Es wird jedes Jahr wärmer. Wenn das keine Wende ist, was dann?